Ein ganz „normaler“ Freitag in der Schule vor Pfingsten, wie der Chronist ihn erlebt hat

Es sollte ein ganz entspannter Freitag werden: Freitag, der 2.Juni, der letzte Schultag in einer Woche mit sehr hohen Temperatur, in Erwartung des Pfingstfestes und der (kurzen) Pfingstferien. Auf der anderen Seite – ein Freitag in der Schule ist immer ein besonderer Tag mit vielen unerwarteten Ereignissen…

Los geht es mit unerwarteten Krankmeldungen, Stundenplanänderungen und drückender Hitze in einzelnen Räumen  – nicht das erste Mal in dieser Woche. Terminlich angesetzt sind die mündlichen Zusatzprüfungen für die Abschlussklassen 10 in Deutsch, Englisch oder Mathematik – nur scheinen einige  derjenigen, die die „Mittlere Reife“ zuerkannt bekommen, sollen, Schwierigkeiten mit dem Gerät zu haben, das man „Uhr“ nennt….

Eifer und Engagement zeigen sich  bei den Klassen 5 und 6, die ihre Fähigkeiten (und die Strapazierfähigkeit ihrer Stimmbänder) bei einem Völkerballturnier  in der Sporthalle testen.

Nach Irrungen und Wirrungen schaffen – dank der Improvisationskunst der Kollegen –  alle Beteiligten mit mehr oder minder gutem Erfolg und großer Erleichterung ihre Prüfungen. Im Lehrerzimmer werden inzwischen die Zeugnismappen gesucht ..“Weiß jemand, wer die Mappe der 10 h hat“… kontrolliert, ob auch wirklich die letzten Noten gegeben und eingetragen … „Mir fehlen noch die Kunstnoten aus der 10 h…“ sind: Während der Pfingstferien werden von den Klassenlehrern die Zeugniskonferenzen vorbereitet, die am Mittwoch direkt nach Pfingsten beginne. Dann erfolgt auch die Rückgabe der Schulbücher, die in einzelnen Klassen zu verzweifelten Suchaktionen, phantasievollen Ausreden..“Ich habe es in der Bahn/dem Zug/ dem Taxi liegengelassen/ mir wurde es geklaut/ meine Schwester an der Nachbarschule hat es/unser Hund hat es gefressen/..“ und überraschenden Lösungen führt: Es lag in der Fensterbank/der Nachbarklasse/ im Fachraum/ im Fundkasten/ beim Nachbarn auf dem Tisch/ wieder in der Fensterbank…

In der Verwaltung geht es teilweise zu wie in einem Taubenschlag: „Ich brauche eine(n) Urlaubsantrag(Schulbescheinigung/Schubuchliste/Sanitäter/Anruf wegen  Krankmeldung/Tesafilm/Pflaster/Quittung/Trost/ guten Rat/Auskunft/ eine Wärmflasche/ Wahlzettel für den WPK/…zwischendurch  Anrufe:  „Ist noch Platz in Klasse 5/6/7/8/9“  bzw. „Kann ich mein Kind für die kommende Klasse 10/9/8/7/6/5 (der Anmeldetermin für die Klassen 5 war im April)– anmelden“, zwei Eltern, die die Schulleitung sprechen wollen( und sich herausstellt, dass sie in der falschen Schule sind – die Tellkampfschule ist nebenan) , Das heiße Wetter sorgt für Jammer und Gestöhne .. „Können wir nicht rausgehen… Gibt es hitzefrei (nein!) …Gehen wir Eis essen?“

Für die Kollegen findet noch eine Konferenz statt,  am frühen Nachmittag erfolgen noch Anmeldegepräche statt, bis nach und nach die Schule sich leert, weil  die Pfingstferien für die nächsten Tag etwas Luft schaffen.

Nachfragen im Religionsunterricht in der Tagen zuvor zeigen, dass nicht allen klar ist, was es mit diesem kirchlichen Feiertag auf sich hat…So stellt es auch der Kommentator eine großen hannoverschen Tageszeitung fest:   „Am Sonntag ist Pfingsten. Am Montag auch. Es ist eines dieser christlichen Feste, deren Bedeutung selbst für viele Christen, wenn sie ehrlich sind, im Nebel des Ungefähren liegt. Weihnachten ist klar: Geburt Jesu, Geschenke aus Freude über dieses Geschenk an die Welt, Gott wird zum Menschen und so weiter. Weihnachten hat eine große Lobby und eine wunderbare Geschichte. Der tiefere Sinn von Ostern hat sich auch einigermaßen herumgesprochen: der Tod Jesu an Karfreitag, Auferstehung, die Überwindung des Todes. Aber Pfingsten? Pfingsten ist Montag frei. Für viele ist dies die wichtigste und einzige Information über das christliche Fest, das doch immerhin wichtig genug ist, einen gesetzlichen Feiertag zu rechtfertigen.  Es geht um die Entsendung (oder auch „Ausgießung“) des Heiligen Geistes an die Apostel 50 Tage nach Ostern. Es ist ein Mutmachfest  „… und er kommt zu dem Schluss: „ Feiern wir Pfingsten. Wir können jedes Mutmachfest gebrauchen.“ Wohl geschrieben – „Eins“  mit Sternchen

Am Nachmittag gibt es eine besondere Begeh(b)ung: Ca. 20 Schülerinnen de ehemaligen Lotte-Kestner-Schule, damals eine Mädchenrealschule, treffen sich nach 50 Jahren Schulentlassung, um sich ihre alte Schule anzuschauen. Auch da findet man eine Beschreibung in Apg 4,20, nachzulesen nach der Pfingstgeschichte.

Wie gesagt – ein „normaler“ Freitag in einer „normalen“ Schulwoche. Aber ein klein wenig auch eine „Mutmachgeschichte“

Nachsatz: Oder anders  im Gemeindebrief von St. Bonifatius – eine Gemeinde besonderer Art.

„Plötzlich ist alles wieder offen und mutig. Das ist Pfingsten.
Davon müssen wir dringend lernen. Nicht mehr rückwärtsgewandt am Alten festhalten, sondern mutig hier und heute Kirche leben. Gottes Geist führt und leitet uns dabei. Wir müssen nur auf ihn vertrauen.“ In:
971. Gemeindebrief (04. Juni 2017 – Pfingsten)

Nachsatz II: Ihr „Mutmachfest“ feiern am Freitag, dem 9. Juni 12 Jugendliche aus unserer Schule, denen  Bischof Norbert Trelle in St. Clemens das Sakrament der Firmung spendet.

 

heisie