Jugendwaldeinsatz 2017 – Klimaklassenfahrt „Die 9G – fernab der Zivilisation“

Unsere Klasse, die 9g, war dieses Jahr vom 06.03.2017 bis 17.03.2017 mit Frau Becker & Herrn Schmidt auf einer besonderen, etwas anderen Klassenfahrt, kurz gesagt: „Mitten im Wald“. Abgeschnitten von der „Gesellschaft“, 2 Wochen ohne Internet(!), naheliegende Einkaufszentren und regelmäßig verkehrende öffentliche Verkehrsmittel.

Zusätzlich hatte wir in den 12 Tagen auch Frau Beckers Labradore, 2 der 3 ausgebildeten Schulbegleithunde der LuWi, Henna & Lotte mit dabei.

Wir machten in dieser Zeit Bekanntschaft mit einem völlig anderen Lebensstil als dem, den Jugendliche aus Hannover gewöhnt sind.

Die Begeisterung hielt sich dementsprechend in Grenzen als wir am Montag, den 06.03.2017 in Hannover Hauptbahnhof abfuhren. Unsere Fahrräder hatten wir bereits am Samstag davor in der Schule abgegeben, die wurden von Frau Becker schon am Wochenende mit dem LKW zu einem Hof in der Nähe vom Bahnhof Unterlüß gebracht, damit wir von da aus nach Siedenholz zum WPZ (Waldpädagogikzentrum) fahren konnten.

Der Förster des Waldgebiets, Welf Einhorn (Ja, so heißt er wirklich) und einer der 4 Forstwirte, Hinrich, erwarteten uns nach unserer kurzen Radfahrt von knapp 4 km dann schon am Haus. Ein wunderschönes altes Haus, allein gelegen, mitten im Wald, mit einem riesigen Freigelände, Volleyballkorb, Fußballplatz, Lagerfeuerplatz, Tischtennisplatten …

Nachdem uns das Haus gezeigt wurde, bekamen wir die schlechte Nachricht: Aufstehen um 6, in Arbeitsklamotten vor dem Haus um 7. Bis 12:30 arbeiten und um 22 Uhr ins Bett. Mittagsschlaf war nicht erlaubt. Sobald wir unsere Freizeit bekamen, ging die Netzsuche los. Bis auf eine Klassenkameradin hatte keiner wirklich guten Empfang. Manche von uns bestiegen erstmal kleine Berge, die meisten versuchten es lieber auf die Betten zu klettern oder mit ausgestreckten Armen die Flure entlang zu laufen. So ging der erste Tag des Jugendwaldeinsatzes vorbei. Schon am 2. Tag begann die Arbeit. Die Klasse wurde in 4 Kleingruppen aufgeteilt, die jeden 2. Tag den Forstwirt und die Arbeitsaufträge wechselte. Jeweils einer aus der Gruppe blieb zu Hause bei der Köchin Angelika und der Reinigungskraft Gudrun und hatte den ehrenvollen Auftrag, das Haus sauber zu machen und die Toiletten zu reinigen. Die Aufgaben im Wald waren nicht für jeden etwas, Spaß hat es den meisten allerdings doch gemacht. Mit Werkzeugen wie Sägen, Bohrmaschinen und Hämmern machten wir den Wald unsicher. Einige Gruppen bauten Hochsitze oder Schutzzäune, andere haben Bäume gefällt, Laub geharkt oder junge Kiefern aus geschützten Heideflächen gezupft.

Da jede Klasse im WPZ automatisch an einem Klimawettbewerb teilnimmt, bekamen wir nach jedem Mittagessen unsere Punktevergabe. Bewertet wurde unter anderem Mitarbeit, Wohnverhalten, Mediennutzung und Fortbewegung. Nachmittags standen diverse Aktivitäten, wie Bogenschießen, Survivaltraining, Orientierungswanderung und Schnitzeljagden an. Das Bogenschießen hat der Klasse besonders Spaß gemacht und einige Naturtalente haben sich selbst entdeckt. Am 2. Abend kam der nächste „harte Rückschlag“. Das einzig funktionierende Münztelefon hatte seinen Geist aufgegeben bzw. die Telekom hatte den Zähltakt abgeschaltet, weil Münztelefone in Deutschland so selten geworden sind, dass es sich für die Telekom nicht mehr rechnet einen Zähltakt zu senden 😉 Zum Glück war es aber immer noch möglich, angerufen zu werden.

Bei der Orientierungswanderung sind wir von den Forstwirten in den 4 Arbeitsgruppen in alle Himmelrichtungen mit dem Auto weggebracht worden und mussten dann alleine mit Karte und Kompass wieder zurück zum Haus finden. DAS haben wir alle geschafft! Allerdings sind wir alle klatschnass geworden, denn kurz nachdem wir weggebracht worden sind, gab es einen ordentlichen Sturzregen J Zur Unterhaltung aller hat dann auch noch eine Gruppe einen ganz speziellen Fund im Wald gemacht. Eigentlich erwartete die Gruppe eine Tüte mit Süßigkeiten, die von den Forstwirten für jede Gruppe versteckt worden war, zu finden …. in dem Fall einer Gruppe fanden sie allerdings nicht nur diese Süßigkeiten-Tüte, sondern auch eine Plastiktüte mit „ausgemusterten“ VHS Porno-Kassetten, die irgendjemand dort illegal versucht hatte zu entsorgen ;). So etwas erwartet man nun wirklich nicht mitten im Wald, wo sich Fuchs & Hase gute Nacht sagen 😉 Nun sind sie wirklich entsorgt, denn die Gruppe hat sie brav aus dem Wald mitgebracht, abgegeben und der Förster hat sie dann so entsorgt, wie sich das gehört.

Abends wurde dann immer Kakerlakenpoker, Poker, Uno, oder ein anderes der vielen Gesellschaftsspiele gespielt, die wir mit dabei hatten … Besonders beim Kakerlakenpoker wurde viel gelacht, denn hierbei muss man besonders gut lügen können um nicht zu verlieren 😉 Einige von uns mussten feststellen, dass sie verdammt schlecht lügen können 😉

In den nächsten Tagen begann sich unsere Klasse an den „grünen“ Alltag zu gewöhnen. Falls keine Klassenaktivitäten anstanden, fuhren einige mit dem Fahrrad in das „Zentrum“ von Unterlüß, das aus 2 Supermärkten und einem Kiosk bestand. Wir haben uns so in den Wald eingelebt, dass der Samstag in Hamburg eine total ungewohnte Situation war. Nach der großen Hafenrundfahrt bekamen wir Zeit zum Shoppen und die Stadt zu erkunden. Der Tag in der „GROßEN STADT“ war dann aber doch irgendwie zu viel für alle, am Ende des Tages sind wir alle nur noch in unsere Betten gefallen. Der Sonntag war dann dafür umso entspannter. Nachdem alle ungewohnter Weise mal nichts getan haben, kam Herrn Schmidts Familie zu Besuch und wir grillten gemeinsam. Später ließen wir den Abend mit einem Film ausklingen.

Die zweite Woche lief im Grundsatz ähnlich, wie die erste Woche ab. Allerdings wurde weniger gemeckert und mehr gegessen. Die Arbeit fiel uns leichter als erwartet und auch die Forstwirte waren freundlich, manche Sprüche der Vorarbeiter muss man einfach lernen auszuhalten :

„Liegt hier Schnee? Ist Glatteis? … oder warum läufst du so langsam?“

Allerdings stiegen in der 2. Woche auch die Krankenzahlen, denn das eine oder andere „System“ war der Gesamtbelastung doch nicht so ganz gewachsen.

Am Montag haben wir selbst eine Schnitzeljagd organisiert : Vier Schüler haben sich mit einer Stunde Vorsprung im Wald versteckt. Die vier haben mit Sägespänen eine richtige und eine falsche Spur gelegt. Nach einer guten  Stunde ist die restliche Gruppe losgegangen und hatte schwer zu tun die Mitschüler in ihren super Verstecken zu finden …  auf dem Baum, im Douglasienhaufen , in der Altpapiertonne und im Busch versteckt hatten. Als Dreingabe durften wir am Montag auch noch die Statisten für eine große Übung der Feuerwehr abgeben 😉 Hier wurde das Anlegen der Feuerleitern geübt & getestet. Spannend für alle 🙂

Beim Survivaltraining am Dienstag haben wir dann gelernt Feuer ohne Feuerzeug zu machen. Ein Mitschüler hat zudem gelernt, was es heißt, auszuhalten, wenn der Finger halb offen ist und hoffentlich auch, dass man nicht zum Körper hin schnitzt. Allerdings haben wir in der Klasse genug Sanis gehabt, die mit Hilfe der Lehrer und des Försters, den Patienten verarztet haben. Kurz vor dem Ende der Klassenfahrt, stand ein letztes großes Event an…

Die Nachtwanderung.

Frau Becker hatte uns schon gewarnt, dass es dort nachts WIRKLICH DUNKEL ist, viel dunkler als in der stadtnähe, DAS WOLLTEN WIR ERST NICHT GLAUBEN …

Aber, da hatte sie wohl irgendwie recht 😉 Man sieht dort definitiv die Hand vor Augen nicht!!! Das ist dann ohne Taschenlampe wirklich gruselig…

Ohne Taschenlampe und mit vielen Befürchtungen, machten wir uns dann mit dem Förster auf den Weg, direkt in den dunklen Wald. Nach einigen Mutproben :

  • sich alleine im Wald zu verstecken
  • alleine oder zu zweit einen Weg nur mit Teelichtern gekennzeichnet zu folgen
  • schließlich bei totaler Dunkelheit GANZ ALLEIN einem Seil durch Berg und Tal & über Stock und Stein völlig blind, nur tastend zu folgen.

(Ganz im Vertrauen, da hat der ein oder andere dann doch mal n bissl gequietscht vor Schreck J )

Den letzten Vormittag verbrachten wir unter Gudruns Aufsicht damit, das Haus zu putzen. Nachdem alles fertig war, fuhren wir mit unseren Rädern zum Bahnhof Unterlüß und stiegen in den Zug Richtung Hannover ein.

Insgesamt war die Klasse sehr positiv vom Waldeinsatz überrascht, wir hätten nicht gedacht, dass es uns so viel Spaß machen würde und die Klasse so zusammenbringt, wie sie jetzt ist.

Viele von uns wären einfach am liebsten dort geblieben <3

oder zumindest noch länger dort geblieben <3

Liebe Grüße,

Eure

9G

(D. Becker)