In einem fremden, unbekannten Lebensraum –ohne Internet und mit vielen, vielen Bäumen- erlebte die Klasse 9E unter der Leitung von Frau Becker und Herrn Schmidt eine unvergessliche Zeit.
Reisebeginn:
Hannover Hbf 13.04.2015 /11.40 Uhr … nach ca. 45 Min. Zugfahrt erreichten wir ein kleines Dorf, mitten im Nirgendwo, mit dem Namen „Unterlüß“. In dieser neuen Umgebung irgendwie etwas orientierungslos liefen wir Schüler/innen nach Richtungsansage durch den „Lehrkörper“ zu den VW-Bullis des Forstamtes, mit denen die für uns zuständigen Forstwirte (Hinrich, Wolfgang & Werner) unsere Koffer zum Haus Siedenholz transportierten.
Nachdem wir unsere Koffer irgendwie in die Bullis gepfropft hatten, lief unsereiner dann wieder –völlig plan-& orientierungslos- 😉 , nach „Ansage“ zum Forstamt, wo unsere Fahrräder bereits seit 2 Tagen auf uns warteten 😉 .
Nun ging es wirklich los.
Alle Mann/Frau mit dem Rad 4 km durch den wunderschönen Lüßwald in Richtung unserer Unterkunft „ Haus Siedenholz“.
Was uns erwartete? Wir wussten es nicht wirklich! Wir hatten aber so eine mulmige Vorahnung …Ein Zeltlager? Ein total zerfallenes Haus? Schlimmste Entbehrungen im hygienischen Bereich 😉 ? Im OUTBACK muss man ja mit allem rechnen 😉 !
… Aber falsch gedacht!
Unsere Unterkunft war ein wunderschönes, altes Fachwerkhaus mitten auf einer riesigen Lichtung im Wald, mit großen Zimmern, einem Esssaal, einem riesigen immer vollen Kühlschrank, einer modernen Großküchenspülmaschine, mit einer „fetten“ Stereoanlage 😉 und einer 2.Etage mit Tischkicker und Tischtennisplatte. Um das ganze abzurunden, ein riesiger Außenbereich mit Sonnenliegen, Fußballplatz, Volleyballfeld, Tischtennisplatte, Basketballkorb, Lagerfeuerplatz, …..
Unser Zuhause für die nächsten 2 Wochen <3
Für unser aller Wohl zuständig waren der täglich wechselnde Hausdienst aus Gruppenmitgliedern „der drei Waldarbeitsgruppen unserer Klasse“ und Angelika und Gudrun als „HausSuperviser“.
Angelika: Sie war zuständig für unsere VollVerpflegung 😉 (unter anderem der super leckere „Wild Siedenholz-Burger“ bleibt uns in Erinnerung)
Gudrun: Sie hatte den täglichen Haus-Reinigungstrupp unter sich 😉 . <3 Zimmer & Bäder putzen, Essenstisch vorbereiten, Außengelände säubern, …
Chefin des Waldpädagogikzentrums: Claudia Quandt (Försterin)
Claudia Quandt begrüßte uns und erklärte uns, dass wir hier nicht nur eine Klassenfahrt und ein Betriebspraktikum machen, sondern, dass es auch darum gehen soll, dass wir eine „Co2-NEUTRALE /Klimaneutrale Klassenfahrt“ machen. DAS fanden wir erst einmal sehr skurril. Wir sollten also versuchen das für unsere alltäglichen gewohnten Annehmlichkeiten verbrauchte Co2 durch unsere Arbeitsleistung im Wald/für den Wald wieder auszugleichen. Claudia erschien von nun an immer nach dem Mittagesssen und teilte uns den Punktestand mit. Minuspunkte für Handynutzung, Duschen, … Plus/0 –Punkte für gute Arbeit im Wald, vegetarisches Essen, Nachmittagsprogramm …
Oberste Maxime im Wald ! Brandschutz! Also auch bei uns im Haus … Notausgänge durften nicht durch Koffer, umgestellte Betten oder Tische verstellt werden …
Dieses war der erste Tag … was an den nächsten Tagen wohl passiert?
Im Rückblick haben wir in diesen 12 Tagen sehr viel gelernt, erlebt und neue Erfahrungen gesammelt. Ganz ZU ANFANG wollten viele wieder NACH HAUS, aber nach den ersten Tagen wendete sich dieses Blatt. So gut wie alle wollten nun GAR NICHT MEHR NACH HAUS, weil es so schön da war und sich alle so wohl gefühlt haben. Die Klassengemeinschaft ist besser geworden und das gemeinsame Essen war angenehm und schön. Das Essen, was Angelika für uns gekocht hat war eigentlich immer lecker. Manchmal gab es zwar den ein oder anderen Meckerpott, aber das ist ja immer so 😉
Für die Waldarbeitsgruppen gab es die Regel, dass alle 2 Tage der betreuende Forstwirt gewechselt wurde, sodass auch die Arbeiten für uns jeweils wechselten. Mit Werner und Wolfgang war man entweder mit dem Rad oder im VW-Bulli im Wald unterwegs: Buchen unterpflanzen, Buchen einschlagen, Flächen räumen, Flächen ausschneiden, … Hinrichs Gruppe blieb immer am Haus und baute Ansitzböcke im „Akkord“ 😉 Bei dem Bau der Ansitzböcke konnte jeder von uns seine persönlichen Qualitäten entdecken. Jeder hat etwas gefunden, was ihm liegt. Der eine konnte besser hämmern, der andere besser bohren und der nächste war ein Ass beim Sägen. Einige von uns haben zusätzlich Fledermauskästen gebaut und Erfahrungen und Fertigkeiten mit einem Schwingschleifer beim Perfektionieren der Oberfläche von Holz machen können. Eine schwere Eichenholzbank perfekt geschliffen und 2 Stühle für zwei kleine Jungs geschliffen, mit dem Brenn-Peter verschönert und lackiert. Das hat allen super viel Spaß gemacht, weil es Freude gemacht hat zu fühlen wie sich die Holzoberfläche durch das Schleifen verändert. Man war überrascht wie weich und glatt die Oberfläche durch das eigene Tun wird.
Nachmittags hatten wir fast alle 2 Tage ein besonderes Freizeitangebot. In der ersten Woche gab es Orientierungslauf und Bushcraft.
Beim Orientierungslauf wurden wir mit Karte und Kompass losgeschickt und mussten bestimmte Stationen finden ( Einige waren da schneller 😉 , einige wesentlich langsamer 😉 ) Dann gab es am Donnerstag eine Bushcraft-Unterweisung. Das war echt klasse. Uns wurde gezeigt, wie man ohne Axt Holz hackt, ohne Feuerzeug Feuer macht … generell mit wenig im Wald überleben kann.
Da wir natürlich auch Freizeit hatten und schlechtes – bis gar kein Handynetz, sind die meisten zuerst wie Verrückte durch die Gegend gelaufen und haben „Netz“ gesucht 😉 . War echt lustig! Das gute daran war, dass wir irgendwann die Nutzung insgesamt relativiert haben und wir nicht immer ständig daran gedacht haben. Es wurde nicht mehr inflationär genutzt.
Neben Freizeit, Arbeit und Nachmittagsangeboten sind wir am Samstag für den ganzen Tag mit dem metronom nach Hamburg gefahren. Hamburg ist wirklich schön. Zuerst haben wir eine Hafenrundfahrt gemacht und danach konnten wir in Kleingruppen á 3 Personen frei in Hamburg bewegen. Gegen 18.00 Uhr ging es zurück, damit wir noch im Hellen mit dem Rad durch den Wald kamen.
Sonntag war dann wirklich kompletter RUHETAG. Das hatten wir auch bitter nötig 🙂 Wir haben ausgeschlafen, jeder so laaaaang wie er wollte. Der/Die Letzte ist, glaube ich um 13.30 Uhr aus dem Bett gekrabbelt. Frühstück gab es frei nach Belieben … Wir haben den ganzen Tag so gut wie nichts gemacht 🙂 Die einen haben draußen in der Sonne Musik gehört, die anderen sich einfach ausgeruht, gelesen oder mit Herrn Schmidt und Frau Becker Gesellschaftsspiele gespielt. Gegen 16.30 wurde dann der Grill angeschmissen. Fast alle haben mitgeholfen beim Vorbereiten und Aufräumen.
In der 2. Woche wurden Hochsitze eingerissen, Hochsitze im Wald direkt gebaut, Obstbäume gepflanzt, Ansitzböcke gebaut, geschliffen was das Zeug hält und am mobilen Sägewerk wurde gearbeitet. Hier konnten einige von uns sehen wie aus ganzen Bäumen Bauholz gemacht wird. Das war sehr interessant.
In der 2. Woche auf dem Nachmittags-Programm: Langbogenschießen, Geocaching & Nachtwanderung
Das Langbogenschießen war für die, die sich getraut haben, total klasse. Viele haben ein verborgenes Talent entdeckt. Einige konnten es schon und konnten glänzen und helfen.
Beim Geocaching gab es dann irgendwann ein „kleines“ Problem, denn die letzten 2 Caches (7&8 waren unauffindbar 😉 einige Gruppen kamen später an, weil sie nicht aufgeben wollten …
Am letzten Abend gab es dann das ganz besondere Bonbon: Nachtwanderung durch den Lüßwald.
DAS IST DA ECHT DUNKEL!!!
Einige von uns hatten echt Angst, für einige war es nicht so schlimm, aber irgendwie waren alle sehr aufgeregt. Wir hatten das Glück, dass wir 4 Hunde dabei hatten. Da waren wir wirklich sicher 🙂 Lotte & Henna (Labradore) von Frau Becker und Puck & Arwed (Bracken) von Claudia Quandt. Da haben einige von uns sich etwas sicherer gefühlt, denn die 4 würden jeden melden, der ihnen komisch vorkommt und im Notfall alle verteidigen.
Reiseende:
Freitag, 23.04.2015 Abreise
Koffer packen und das ganze Haus putzen und zum Blinken bringen. Koffer in die VW-Bullis pfropfen und alle Mann/Frau mit dem Rad zurück zum Forstamt in Unterlüß. Räder anketten, damit sie Samstag von Frau Becker, Herrn Schmidt und einem Mitschüler mit dem LKW wieder abgeholt werden können. 250m Fußmarsch zum Bahnhof Unterlüß, die Koffer an den Bullis bei Hinrich und Angelika abholen, Koffer zum Bahngleis gemeinschaftlich die Treppe hochwuchten und ab ging es nach Hause …
Am Ende der 12 Tage waren wir zwar alle ziemlich kaputt, aber wir haben sehr viel an Informationen mitgenommen und auch viel dazu gelernt. Unsere Co2 Bilanz war nach 12 Tagen -1 … Ziemlich erschütternd, dass wir nach al dem Einsatz immer noch im Minus sind, aber wir waren weniger im minus als alle anderen in Europa 😉
Schön war es!
Eure 9E
P.S.: (Anmerkung Frau Becker)
Montagmorgen wieder in der Schule -gefragt nach den allgemeinen Meinungen zu den letzten 12 Tagen- wollten fast alle wieder zurück in den Wald. Viele hatten -nachdem sie wieder in Hannover waren- festgestellt, dass die Stadt sehr laut ist und dass es hier in der Stadt „stinkt“ in Relation zu Siedenholz im Lüßwald. Es war total cool draußen im Wald körperlich zu arbeiten, das machte total zufrieden. Zudem wurde es von vielen als total entspannend empfunden gar kein Netz zu haben! Denn der Stress auf alles antworten zu MÜSSEN war weg!
(D. Becker & M. Schmidt)