Niedersächsischer Schülerfriedenspreis 2016 verliehen – die LWS gewinnt 3. Preis

Im Rahmen einer Feierstunde im Gästehaus der Niedersächsischen Landesregierung sind am (heutigen) Donnerstag Schulen aus Osterholz-Scharmbeck, Hemmingen, Hannover und Peine mit dem Schülerfriedenspreis 2016 und dem Zivilcouragepreis 2016 ausgezeichnet worden. Darüber hinaus konnte Kultusministerin Heiligenstadt einen Sonderpreis für eine herausragende Einzelleistung an Abigail Mathew, Schülerin des Ratsgymnasiums Osnabrück, vergeben. Die Sieger erhielten jeweils eine Urkunde aus den Händen der Ministerin sowie Geld- und Sachpreise. Aufgrund der hohen Qualität der eingereichten Beiträge wurden in diesem Jahr zwei erste Preise vergeben.

Anlässlich der Preisverleihung sagte Ministerin Heiligenstadt: „Diskriminierung, Ausgrenzung und Hass müssen und wollen wir entschlossen entgegentreten. Der Schule kommt dabei eine Schlüsselrolle zu. Wir müssen alles dafür tun, dass sich dort alle Kinder und Jugendlichen von Beginn an zugehörig fühlen können, dass sie ein möglichst lückenloses Klima der Anerkennung und die Möglichkeit der Teilhabe vorfinden.“ Die Ministerin dankte allen Preisträgern für ihr Engagement und ermutigte sie, darin nicht nachzulassen: „Eine demokratische Gesellschaft lebt ganz wesentlich davon, dass sich möglichst viele einbringen und engagieren. Die heute mit dem Schülerfriedenspreis ausgezeichneten Projekte zeigen mustergültig, wie das an der Schule aussehen kann.“

Der Schülerfriedenspreis des Niedersächsischen Kultusministeriums wird jährlich als Anerkennung für hervorragende Initiativen und über die Schule hinaus wirkende Projekte an Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte des Landes Niedersachsen sowie gegebenenfalls

deren (auch ausländische) Partnerschulen verliehen. Ausgezeichnet werden Leistungen, die der Aufarbeitung von Terrorherrschaft und Diktatur, dem friedlichen Zusammenleben, der Völkerverständigung und dem interkulturellen Dialog, dem Abbau von Vorurteilen, der Vorbeugung von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit und Gewalt sowie dem Einsatz für Zivilcourage dienen.

Seit der erstmaligen Auslobung des Preises beteiligt sich die Westermann Gruppe mit Sachspenden an der Auszeichnung: Die Preisträger erhalten neben dem Preisgeld des Landes Gutscheine für Lehr- und Lernmedien.

Die diesjährigen Preisträger und ihre Projekte

1. Preis: Berufsbildende Schulen (BBS) Osterholz-Scharmbeck / Projekt: „Unsere Neuen“

Preisgeld: 1.500 Euro

Das Projekt „Unsere Neuen“, das von einer Projektgruppe der Fachoberschule Wirtschaft der BBS Osterholz-Scharmbeck durchgeführt wurde, nahm sich der etwa einhundert Geflüchteten aus Syrien, Afghanistan und verschiedenen afrikanischen Ländern an, die seit Herbst 2015 in den Landkreis Osterholz und damit auch an die Schule gekommen waren. Aus der Kombination von Interviews und Porträtfotos entstanden eine Plakatausstellung und ein Film. Beides wurde an der Schule gezeigt. Zur Ausstellungseröffnung veranstaltete die Schule ein großes Fest. Der Erlös des Festes kam der weiteren Arbeit mit den Geflüchteten zugute. Die Ausstellung wurde auch im Rathaus der Stadt und an weiteren Orten gezeigt.

1. Preis: Carl Friedrich Gauß-Schule, KGS Hemmingen / Projekt: „Bildung: Inklusion, Assimilation oder Ort der Exklusion? – Schüler fragen nach Bildungserfahrungen von Sinti und Roma in Hannover und Wroclaw“

Preisgeld: 1.500 Euro

Das Seminarfach Filmbildung der KGS Hemmingen (Jahrgang 11/12) hat im vergangenen Jahr im Rahmen des Förderprogramms der Stiftung Erinnerung-Verantwortung-Zukunft (EVZ) „Europeans for Peace“ mit der polnischen Schule „Autorskie Licea Artystyczne i Akademikie“ aus Wroclaw ein gemeinsames Projekt gegen Diskriminierung durchgeführt.

Die Schülerinnen und Schüler befassten sich mit der Bildungssituation der Sinti und Roma – der größten europäischen ethnischen Minderheit. Aus der Beschäftigung mit dem Thema entstand der Film: „Sie haben mich als Mensch wahrgenommen – Schulerfahrungen mit Roma und Sinti“. Er wurde im März 2016 in der Gedenkstätte Ahlem – passend zum Schwerpunkt der Gedenkstätte in dem Jahr – gezeigt.

3. Preis: Ludwig-Windthorst-Schule zusammen mit Tellkampfschule und Südstadtschule Hannover / Projekt: „Sichtweisen, Anne F.“

Preisgeld: 1.000 Euro

Das Projekt „Sichtweisen; Anne F.“ ist ein Kunst- und Kulturprojekt der drei Schulen Ludwig- Windthorst-Schule, Tellkampfschule und Südstadtschule zum Tagebuch der Anne Frank unter Schirmherrschaft des Bezirksbürgermeisters im Stadtbezirk Südstadt-Bult, Lothar Pollähne. 110 Schülerinnen und Schüler waren unter der professionellen Anleitung verschiedener Einrichtungen, darunter das Kulturbüro Südstadt und die Gedenkstätte Ahlem, an dem Projekt beteiligt.

Die Schülerinnen und Schüler haben sich im Rahmen des Projekts der Botschaft des Tagebuchs und des Schicksals von Anne Frank mit Hilfe verschiedener Kunstgattungen genähert. Die Ergebnisse wurden in Form von Theateraufführungen und einer Ausstellung in der Gedenkstätte Ahlem präsentiert.

Zivilcouragepreis 2016: Gymnasium am Silberkamp Peine / Projekt: „Whatever meets Refugees“

Preisgeld: 900 Euro

Im Rahmen des integrativen Bandprojekts „Whatever meets Refugees“ haben sich vier Schüler der Band „Whatever“ mit jungen Menschen mit Fluchtgeschichte zusammengetan, um gemeinsam Musik zu machen und ein Lied zu komponieren. Das Lied, das unter anderem an der Schule aufgeführt wurde, setzt ein Zeichen für gelebte Mitmenschlichkeit, Solidarität und Toleranz und gegen Verkürzungen und rechte Hetze. Das Projekt wurde von der Film-AG des Gymnasiums dokumentiert.

Das Gymnasium am Silberkamp engagiert sich vielfältig für die Integration von Geflüchteten – u.a. wurde eine Kleidersammlung durchgeführt.

Sonderpreis 2016: Abigail Mathew, Ratsgymnasium Osnabrück / Projekt: Kinofilm über das Schicksal ihres Urgroßvaters

Preisgeld: 500 Euro

Die zum Entstehungszeitpunkt des Projektes 14-jährige Schülerin Abigail Mathew drehte mit der Unterstützung eines Teams und verschiedener Institutionen einen Film über die Geschichte ihres Urgroßvaters Wilhelm Hellmeister. Hellmeister soll in den 1930er Jahren den Eltern des bekannten jüdischen Malers Felix Nussbaum, der 1944 in Auschwitz ermordet wurde, bei der Flucht von Osnabrück nach Amsterdam geholfen haben.

Der Film, der auch schon internationales Interesse geweckt hat, zeigt, wie spannend, lehrreich und produktiv die Auseinandersetzung mit der eigenen und der deutschen Geschichte sein kann und ist zugleich ein Plädoyer für Courage und gegen Hass und Vorurteile.

Hier ein weiterer Beitrag über die Preisverleihung auf www.bildungsklick.de.
Die HAZ hat ebenfalls darüber berichtet.

(Pressemitteilung des Kultusminsteriums  / S. Heinemann)