Das gemeinsame praktische Tun kam in Pandemiezeiten auch für die Pro-Beruf-Klasse 9.5 viel zu kurz. Deshalb freuten sich alle umso mehr auf die Exkursion zu den Rosebusch Verlassenschaften.
Zuerst erschloss sich jede*r allein das Gesamtkunstwerk dieser großen Lagerhalle. Eine Flut von Eindrücken strömte auf alle ein: Fotografien, rostige Stahlteile, Reifengummi, Haken, Seile, Eisenketten, Werkzeuge, Gemälde und weitere unterschiedlichste Gegenstände und Materialien. In strenger Ordnung reiht sich alles in Regalen, Transportkisten und Körben im ehemaligen Umspannwerk in Ahlem. Geschichte ist hier greif- und riechbar, der Geruch von Gummi, Maschinendreck und Staub liegen in der Luft.
Es ist ein Ort des Erinnerns an deutsche Industriegeschichte, die – bezogen auf die Zeit des Zweiten Weltkrieges – untrennbar verbunden ist mit dem Schicksal von Millionen von Zwangsarbeitern und KZ-Häftlingen.
Neben metergroßen Deportationslisten und den Fotos verfolgter und ermordeter Menschen, finden sich Gasmasken aus Gummi, wie sie einst auch von den französischen Zwangsarbeiterinnen in Limmer gefertigt wurden. All dies wirkt sehr bedrückend.
Aber auch die großen Mengen „verlassener“ Gegenstände, wie hunderte von Arbeitsschuhen, Lazarettliegen oder Schwimmwesten regen zum Nachdenken an. In gemeinsamer Runde wurden einige Geheimnisse der ausgestellten Gegenstände gelüftet.
Frau Breuste, welche mit ihrem Mann diesen wunderbaren Ort geschaffen hat, gab allen Schüler*innen die Möglichkeit, aus den „Verlassenschaften“ eigene Kunstwerke zu eigenen Geschichten zu erstellen.
Mit großer Begeisterung wurde diese Aufgabe wahrgenommen. Es wurden schwere Holzbalken geschleppt, um ein Versteck für verfolgte jüdische Menschen darzustellen, aus Bohrkernen wurde die Festung Europa, zu der Flüchtlinge kaum Zutritt haben, eine Fotografie wurde zum Ausgangspunkt einer ganzen Lebensgeschichte und noch viele andere Geschichten wurden durch die Exponate lebendig.
Beeindruckende, ausdrucksstarke, zum Nachdenken anregend Kunstwerke entstanden durch die Schüler*innen der 9.5.
Und so hat dieser Tag bei den Rosebusch-Verlassenschaften bei allen einen tiefen Eindruck hinterlassen.
(K. Nolte)