Zusammenarbeit mit den Profis des Niedersächsischen Staatstheaters

Es ist Freitag der 13. Am Vortag wurde die für Sonntag, 22. März, geplante Premiere des LuWi-Musicals FOR YOUR EYES ONLY abgesagt. Corona – COVID-19 – hat nun auch in Deutschland Folgen für den Alltag. Was in den nächsten Tagen auf uns zukommen mag, lässt sich zu diesem Zeitpunkt – mit Blick auf Italien – nur erahnen.

10:05 Uhr. 8 technikinteressierte Schülerinnen und Schüler der LuWi warten auf den Transport-Bus der Staatsoper Hannover. Gerade vor dem Hintergrund der zu erwartenden Einschränkungen haben wir uns in Absprache mit dem Technik-Team der Staatsoper dazu entschlossen, den Bühnenaufbau wie geplant stattfinden zu lassen.

10:20 Uhr Schülerinnen und Schüler laden Hand in Hand mit den Technikern der Staatsoper die bereits vorbereiteten Materialien aus dem LKW: Schnell füllt sich die LuWi-Bühne mit zurechtgesägten Holzlatten, mannshohen Werkzeug-Truhen, schwarzen Stoffballen, einer Rolle Projektionsfolie und zwei Türen inklusive Rahmen.

Als alles ausgeladen ist, gibt es eine erste Vorstellungsrunde – zu Corona-Zeiten ohne den auf der Bühne üblichen Handschlag zu Arbeitsbeginn. Die Schüler erzählen von ihren handwerklichen (Vor-) Erfahrungen, während die gelernten Fachkräfte berichten, auf welch unterschiedlichen Wegen sie als feste Mitarbeiter am Niedersächsischen Staatstheater gelandet sind. Dass sich unter den Bühnentechnikern auch zwei Kolleginnen befinden, gehört auf der Bühne der Staatsoper übrigens seit Jahren zum Alltag.

10:50 Uhr. Auf die Worte sollen jetzt Taten folgen, denn dazu sind alle – Corona zum Trotz – hier zusammengekommen. Bühnenmeister Klaus Kreiensen gibt Anweisungen und los geht’s: Als erstes sind die Rahmen für die Seitenwände dran. Dank der wohldurchdachten Vorarbeit werden erste Ergebnisse schnell sichtbar. Den zuschauenden Lehrkräften ist es eine wahre Freude, die Schülerinnen und Schüler so engagiert und voller Konzentration bei der Arbeit zu beobachten. Das Surren der Akkuschrauber bestimmt neben vereinzelter Absprachen „Warte, ich helfe dir!“, „Reichst du mir mal die Schrauben?“, „Der Winkel ist nicht sauber, ich halte mit fest!“ den Bühnenraum.

11:30 Uhr. Eine Durchsage der Schulleitung unterbricht die konzentrierte Zusammenarbeit. Die vorzeitigen unfreiwilligen „Corona-Ferien“ werden verkündet und von den auf der Bühne tätigen Schüler mit betroffenem Schweigen quittiert. Es sind die Theatermitarbeiter, die mit behutsamer Überleitung den Arbeitsprozess wiederaufnehmen. Schon bald weicht die Schockstarre wieder geschäftiger Betriebsamkeit.

12:00 Uhr. Nun gilt es, die schwarzen Samtstoffe – die im Theater bereits auf die richtige Größe zugeschnitten wurden – möglichst faltenfrei auf die Rahmen zu tackern. Dieser Arbeitsschritt erfordert überraschend mehr Kraft als angenommen und löst damit auch die letzten Anspannungen. Es wird gelacht und gestaunt, wie schnell die Stellwände, die später den Bühnenraum ‚einrahmen‘ sollen, Format annehmen.

12:30 Uhr. Zwanzig Minuten Pause. Dann geht es weiter. Die Projektionsfläche will gebaut, die Stellwände sollen auf Sockel gestellt werden. Dann ein Anruf aus dem Theater. Auch hier werden dank COVID-19 einschneidende Entscheidungen getroffen werden müssen.

13:30 Uhr. Gemeinsam wird beschlossen, nach Fertigstellung von Wänden und Projektionsfläche für heute Schluss zu machen und den eigentlichen Aufbau des Bühnenbildes auf einen späteren Zeitpunkt – zeitnah zum neuen Premierentermin zu verschieben. Wann der sein wird, kann man zum jetzigen Zeitpunkt schwer vorhersagen. Wir wünschen uns sehr, dieses Großprojekt zum Schuljahresende auf die LuWi-Bühne bringen zu können.  

13:50 Uhr. Schüler und Theatertechniker räumen zusammen den Arbeitsplatz, die Bühne auf und tragen gemeinsam die riesigen Kisten mit Werkzeug zum Theaterbus zurück. Die Stimmung ist eine Mischung aus Corona bedingtem Unwohlsein und aufrichtiger Zufriedenheit ob der geleisteten (Zusammen-) Arbeit auf beiden Seiten. Was die kommenden Wochen bringen mögen, weiß wohl keiner vorherzusehen, aber man ist sich einig: Gut, dass wir heute diesen weiteren Schritt in der Kooperation zwischen Staatsoper und Ludwig-Windthorst-Schule gegangen sind.

(E.Harrison)