Darum hängt vor der Luwi eine Rettungsweste
Mit einer Andacht wurde am Donnerstag eine Rettungsweste am Fahnenmast vor unserer Schule gehisst, damit erinnern wir daran, dass täglich Menschen auf ihrer Flucht über das Mittelmeer nach Europa ertrinken.
Durch die zurückgefahrene Seenotrettung, aufgrund der gegenwärtigen europäischen Politik, die immer stärker auf Abschottung setzt, ist die Flucht über das Mittelmeer wieder zur tödlichsten (See-) Fluchtroute der Erde geworden. Allein im vergangenen Jahr ertranken im Mittelmeer nach Angaben der Vereinten Nationen mehr als 2.260 Menschen bei dem Versuch, mit Booten das europäische Festland zu erreichen.
Was immer sie dazu gebracht hat – viele von ihnen waren in Seenot und hätten gerettet werden können.
„Suche den Frieden und jage ihm nach“ so heißt es in der Jahreslosung.
Wir wollen die Losung mit Leben füllen.
Um ein Zeichen der Solidarität mit den Flüchtlingen im Mittelmeer zu setzen, haben mehrere Kirchengemeinden in Hannover Rettungswesten an ihre Kirchtürme gehängt. Wir als katholische Schule, als Misereor-Partnerschule, schließen uns dieser Aktion sehr gern an!
So ist die Rettungsweste vor unserer Schule Ausdruck unserer Verbundenheit mit den Menschen auf der Flucht, den in Seenot ertrunkenen, allen um sie Trauerenden und den unermüdlichen Helfern.
„Für Christen ist es an der Zeit, ein Zeichen zu setzen, dass eine Politik der Angst nicht in unserem Sinne ist, sagte Regionaldechant Propst Martin Tenge. Für ihn ist das Retten aus Seenot ein Gebot der Menschlichkeit und kein Verbrechen.“(HAZ, 29.04.19)
Initiator der Aktion ist die Seebrücke-Initiative, die es seit Sommer 2018 gibt. Seither sind mehr als 50 Kommunen zu „Sicheren Häfen“ geworden. Im Herbst letzten Jahres trat die Region Hannover bei und im Februar folgte die Stadt Hannover. Anfang April 2019 wandten sich mehr als 250 zivilgesellschaftliche Organisationen in einem offenen Brief an Bundeskanzlerin Merkel, um auf der Basis des Völkerrechts eine Seenotrettung zu fordern.
Die Rettungsweste wird uns bis zum Ende unserer Projektwoche am 24. Mai 2019 begleiten. Während unserer Projektwoche unter dem Motto „Willkommen an Bord! – Toleranz, Solidarität und Fairness erleben“, werden sich Schüler*innen unter anderem mit Fluchtursachen und Fluchtwegen beschäftigen und von den Erfahrungen eines Crewmitgliedes des Rettungsbootes „Juventa“ der Rettungsorganisation: „Jugend rettet“ hören, um danach eine szenische Lesung zu erarbeiten.
So wollen wir als Christen mit unserem Tun voller Zuversicht und mit tatkräftigem Engagement in die Zukunft blicken. Bei seiner Begegnung mit Geflüchteten auf der griechischen Insel Lesbos am 16. April 2016 hat Papst Franziskus folgendes Gebet gesprochen, das uns in den nächsten Wochen begleiten soll:
Barmherziger Gott,
wir bitten Dich für alle Männer, Frauen und Kinder,
die nach dem Verlassen ihrer Heimat
auf der Suche nach einem besseren Leben gestorben sind.
Auch wenn viele ihrer Gräber keinen Namen tragen,
ist doch jeder von ihnen Dir bekannt,
von Dir geliebt und erwählt.
Mögen wir sie nie vergessen, sondern ihr Opfer ehren,
mit Taten mehr als mit Worten.
Wir vertrauen Dir alle an, die diese Reise gemacht
und Angst, Unsicherheit und Demütigung ertragen haben,
um zu einem Ort der Sicherheit und
der Hoffnung zu gelangen.
Wie Du Deinen Sohn nicht verlassen hast,
als er von Maria und Josef an einen
sicheren Ort gebracht wurde,
so sei nun diesen Deinen Söhnen und Töchtern nahe
durch unsere liebevolle Zuneigung und unseren Schutz.
Indem wir für sie sorgen, lass uns zugleich eine Welt anstreben,
in der niemand gezwungen ist, seine Heimat zu verlassen,
und wo alle in Freiheit, Würde und Frieden leben können.
Barmherziger Gott und Vater aller,
wecke uns auf aus dem Schlaf der Gleichgültigkeit,
öffne unsere Augen für ihre Leiden
und befreie uns von der Gefühllosigkeit,
die der weltliche Wohlstand und
die Selbstbezogenheit in uns erzeugen.
Verhilf uns – Nationen, Gemeinschaften und Einzelnen –
zu der Erkenntnis, dass sie, die an unseren Küsten landen,
unsere Brüder und Schwestern sind.
Lass uns den Segen mit ihnen teilen,
den wir aus Deiner Hand empfangen haben,
und begreifen, dass wir
als eine einzige Menschheitsfamilie
alle miteinander Wanderer sind,
in der Hoffnung unterwegs zu Dir, unserer wahren Heimat,
wo alle Tränen abgewischt werden
und wir alle Frieden und Sicherheit
in Deiner Umarmung finden.
Amen.
(K. Nolte)