„Du stellst meine Füße auf weiten Raum – die Kraft des Wandels“

Seit vielen Jahren schon hängt im Eingangsbereich unserer Schule während der Fastenzeit das aktuelle Hungertuch des Bischöflichen Hilfswerkes Misereor. Als Misereor-Schule setzen wir damit ein sichtbares Zeichen in der Zeit der Vorbereitung auf Ostern.

Das neue Misereor Hungertuch für die kommenden zwei Jahre, das auch zentraler Bestandteil der diesjährigen Fastenaktion ist, trägt den Titel:

„Du stellst meine Füße auf weiten Raum – die Kraft des Wandels“.

Das Bild des Fußes lässt uns an Aufbruch, Bewegung und Wandel denken. Was können wir mit unseren Füßen nicht alles machen!

Unsere Füße tragen uns. Sie geben festen Stand. Wir marschieren und stampfen protestierend auf. Beim Spielen und Tanzen drücken wir mit ihnen unsere Freude aus, und beim Wandern lassen wir uns in die Weite Gottes tragen.

Das Misereor-Hungertuch 2021 wurde von der aus Chile stammenden Künstlerin Lilian Moreno Sánchez gestaltet. Das Tuch besteht aus drei Teilen (Triptychon). Schwarze Linien zeichnen das Röntgenbild eines Fußes, der mehrfach gebrochen ist. Der Fuß gehört zu einem Menschen, der bei einer Demonstration in Santiago de Chile durch die Polizei schwer verwundet worden ist.

Dieser Fuß mit den sichtbaren Verletzungen steht stellvertretend für alle Orte, an denen Menschen gebrochen und zertreten werden.

Das Bild entstand zu Beginn der Corona-Pandemie im Augsburger Atelier der Künstlerin. Auch ihr Heimatland Chile wurde schwer von dem neuartigen Virus getroffen. Existenzängste und die drohende Überforderung des Gesundheitssystems verschärfen die

bestehenden politischen und sozialen Probleme dort und auch an vielen Orten auf der Welt. Moreno Sánchez hat ein Hungertuch mit wenigen Farben gestaltet.

Die schwarzen Linien des Röntgenbildes, die verwendeten Materialien Zeichen-Kohle, Staub und Leinöl, die karge Bildsprache verweisen auf das Sterben Christi und das Leiden der Menschen.
Gleichzeitig sind Zeichen der Heilung eingearbeitet: goldene Nähte und Blumen als Zeichen der Solidarität, Hoffnung und Liebe.

Das Bild lädt dazu ein, die Perspektive der Armen in den Ländern des Südens, der Benachteiligten und politisch Verfolgten einzunehmen, wie auch der Kranken und Ausgegrenzten in Zeiten der Coronakrise.

Es ist ein Bild, das sich mit der ‚Gebrochenheit‘ des Lebens befasst und zugleich den Glauben an die Kraft der Wandlung und Heilung in Aussicht stellt.

Das Hungertuch wird uns in unserer Schule während der Fastenzeit begleiten. Es kann uns beim Betrachten immer wieder dazu einladen, das folgende Gebet zu sprechen.

Gott, du stellst meine Füße auf weiten Raum
Du begleitest mich auf meinem Weg in die Weite des Raumes.

Du schenkst mir Wegbegleiter, die ein Stück mit mir gehen.
Gib mir Kraft, loszugehen.
Gib mir Kraft, durchzuhalten.
Lass mich die Welt ein wenig besser machen.
Ich vertraue dir und sage: „Du bist mein Gott.“
Amen.

(Ch. Braun)